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Berlin: Kundgebung JVA Tegel – Schluss mit der Ausbeutung der Gefangenen!

Veröffentlich am 21.04.2025

Wir fordern:

• kein Arbeitszwang!
• Gewerkschaftsfreiheit!
• Mindestlohn!
• Rentenversicherung!
• Inflationsausgleich!
• Anhebung des Taschengeldes auf mind. 100-150 Euro!
• Verpflegungssätze von mind. 10 Euro statt vergammelten Essen!

Verbinden wir die Klassenkämpfe drinnen und draußen, knüpfen wir das Band der Solidarität mit den Proleten hinter Gittern. Kommt zahlreich zur Knastkundgebung am 27.4.2025 um 15.00 Uhr vor die Justizvollzugsanstalt Tegel in der Seidelstr. 39, 13507 Berlin.

Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!!!

Wer von uns kennt es nicht: Es ist Mitte des Monats und du hast schon wieder keine Kohle mehr. Trotzdem muss du irgendwie dein Überleben sichern und damit stehst du erstmal alleine da. Selbst wenn du deine Miete noch zahlen konntest, brauchst du etwas zu essen, zu trinken und irgendwie musst du dich auch fortbewegen, wenn du jeden Morgen auf deiner schlecht bezahlten Arbeit erscheinen musst, oder mal wieder einen Termin beim Amt hast. Ohne Geld werden eben auch ganz alltägliche Dinge zu einem Pokerspiel, zwischen Überleben sichern und der Gefahr von den Hütern des Kapitals erwischt zu werden. Mit einem mittlerweile unübersichtlichen Stapel von Bußgeld- und Mahnbescheiden, Zahlungsaufforderungen und Ankündigungen von Gerichtsvollziehern im Nacken, machst du dich auf den Weg. Kurzer Griff ins Ladenregal und ab in die eigene Tasche damit, an der Schlage vor der Kasse vorbei gedrängelt und ab zur Bahn. 2,70 € für eine Strecke? Macht 5,40 € hin und zurück. Ist einfach nicht drinne! Du gehst in die Straßenbahn und ergatterst dir einen Fensterplatz mit Blick auf die Haltestellen. Keine Kontrolleure zu sehen. Plötzlich ertönt eine Stimme in zivil: „Die Fahrausweise bitte!“ … Scheiße, das ist jetzt das 3. Mal in diesem Monat …

Einige Menschen können sich wahrscheinlich nicht vorstellen, was für Konsequenzen dies nach sich ziehen kann. Für viele von uns Prolet:innen bedeutet es für eine Weile hinter Gitter zu verschwinden. Der riesige Schuldenberg wird nicht mehr bezahlbar und das, was wir als „Hilfestellung“ kriegen, ist die Scheiße abzusitzen.
Jede:r von uns, wer schon mal im Knast gesessen hat, weiß weshalb sehr viele Leute einsitzen: Für Armut. Da triffst du Menschen, die wegen Diebstahl eines Toastbrot und einem Glas Würstchen in Untersuchungshaft sitzen, weil sie keinen festen Wohnsitz haben und auf ihren Prozess warten.
Wir wollen uns jetzt nicht an diesen Beispielen festbeißen. Sie zeigen jedoch auf, wie einfach es ist in den Knast zu kommen und welchen Sinn Knast in der kapitalistischen Klassengesellschaft tatsächlich hat. Verweisen die Hüter des Kapitals auf den angeblichen Zweck der „Resozialisierung“ ist es in Wirklichkeit ein Mittel der Herrschenden, unsere Klasse davon abzuhalten, das zu nehmen was uns zu steht und durch Enteignung uns das zu holen, was unser Überleben sichert.

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Andreas Krebs seit dem 14.04 im Hungerstreik!

Veröffentlich am 21.04.2025

Andreas Krebs befindet sich seit dem 14.04 im Hungerstreik und kämpft für bessere Bedingungen. 

Wir veröffentlichen hier sein Schreiben, welches er am 10.04 geschrieben hat und der Anstaltsleitung seit mehreren Tagen vorliegt. Ebenso veröffentlichen wir einen Brief von Ihm vom 11.10, der nochmal detaillierter auf die Zustände und seine Forderungen eingehen. 

Andreas Krebs befindet sich seit dem 14.04 im Hungerstreik und kämpft für bessere Bedingungen. 

Wir veröffentlichen hier sein Schreiben, welches er am 10.04 geschrieben hat und der Anstaltsleitung seit mehreren Tagen vorliegt. Ebenso veröffentlichen wir einen Brief von Ihm vom 11.10, der nochmal detaillierter auf die Zustände und seine Forderungen eingehen. Auch legen wir im Anhang mit bei ein Schreiben bezüglich der Kürzung vom Senat gegenüber dem Theater Gefängnis AusBruch. Hinzu möchten wir ergänzen, dass ein geplanter Termin bei der Arztgeschäftselle nun um zwei Woche verschoben wurde und ein Wärter hat eine Strafanzeigen gegen Andreas Krebs gestellt. 

Seit über Monaten hat Andreas auf die unterschiedlichen Probleme immer wieder hingewiesen und es ist wenig bis nichts passiert. Das darf so nicht weitergehen.

Wir fordern alle Genoss:innen und Freund:innen dazu auf Andreas Krebs in seinem Hungerstreik zu unterstützen. Schreibt Andreas, schreibt dem Senat, schreibt der Anstaltsleitung und vor allem überlegt euch eigene und andere solidarische Aktionen aus. Hier der Hinweis, dass am 27.04 auch eine Kundgebung vor dem Knast Tegel geplant ist. 

Gemeinsam für eine Gesellschaft ohne Knäste. 

10.04.25

An die Anstaltsleitung,

ich teile Ihnen mit das ich mich ab dem 14. April 2025 in den Hungerstreik begehe wegen folgenden Gründen:

Die Ständige Postzensur durch die Vollzugsdienstleitung, 

der ständigen verspäteten Aushändigung, 

der ständigen Entnahme von Dingen aus der Post, so wie etwas die Nichtaushändigung von Postkarten vom 07.04 und dem Unverständnis der Gründe, hinzu ohne Anhalteverfügung.

Mein Gesundheitszustand seit dem Vorfall vom 15.11.2024, mit der Bewusstlosigkeit in meinem Haftraum, und der Stellungnahme der Arztgeschäftsstelle gegenüber dem Senat für Justiz und das ihnen von diesem Vorfall, trotz Zeugen wie u.a. der Stationsbeamte Herr B., nicht bekannt ist. 

Keinerlei Möglichkeit einer Aufstockung des Hausgeld, sondern ganz im Gegenteil, ständige Kürzungen des Taschengeldes obwohl bedingt der gesundheitlichen Probleme das unverschuldete Fernbleiben von der Arbeit und keinerlei Entgegenkommen der Zahlstelle oder anderer.

Die Schikane wegen meiner politischen Einstellung!

Der gravierenden Probleme in der TA (Teilanstalt) II.

Abhörungen installiert durch andere Inhaftierte, die somit auch mitgefangene abhören. 

Die Extreme Korruption in der JVA Tegel.

Meine Perspektivlosigkeit bei der noch zu verbüßenden 16 Jahre Haft, ohne Aussicht auf irgend etwas und der kompletten Entfremdung zur Außenwelt. Befinde mich nun seit 8 Jahren in Haft.

Ich bitte daher um ein Gespräch mit dem Anstaltsleiter zur Klärung der Probleme und gegebenenfalls die Überprüfung einer Verlegung in einer anderen Justizvollzugsanstalt innerhalb Berlins oder falls möglich in die JVA Lübeck.

Hochachtungsvoll

Andreas Krebs     

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Updates über die Missstände in Tegel und Neuigkeiten von Andreas Krebs

Veröffentlich am 04.04.2025

Wir teilen hier einen Texte von Andreas Krebs, die auf Indymedia veröffentlicht wurden. Sie knüpfen an die Misstände die Andreas Ende letzten Jahres im Namen der Inhaftierten offen gelegt hat. Auch machen Sie erneut deutlich, wie Repression und Schikane im Knast funktionieren kann. Aber auch einen kleinen Blich vom Gefangenen Alltag scheint durch seine Texte durch. Wie immer, seid solidarisch, schreibt, macht Öffentlichkeitsarbeit und überlegt euch andere Aktionsformen aus.
Quelle: https://de.indymedia.org/node/501490


Krebs Andreas , Berlin, den 13. März 2025

Durch die Hetze gegen ausländische Bürger, sind hier fast täglich Abschiebungen zu verzeichnen. Ganz plötzlich werden Menschen unvorbereitet zum Flughafen verfrachtet. Wahnsinn, oder ? Im Knast merkt man dies am ehesten als draußen. Dass hier ist ja wie ein kleines Dorf und man bekommt sofort alles mit. Klar macht sich die Angst breit, sehr sogar.

Dann bekam ich ein Schreiben vom Teil-Anstaltsleiter der auf die acht Punkte in meiner Veröffentlichung reagiert hat und mir schrieb.

Es ist eine bodenlose Frechheit !

Nicht genug das kaum Personal hier ist und viele Bedienstete überfordert sind weil sie mehrere Stationen gleichzeitig machen müssen, jetzt verweist er auf die jeweiligen Sozialarbeiter und dass wir uns ja auch an diese wenden können.

Nun halte Dich fest, unsere Sozialarbeiterin ist ebenfalls komplett überfordert und man arbeitet diese Frau auf, genau so wie mit den Stationsbeamten. Denn diese Sozialarbeiterin hat die ganze Woche schon, vier Stationen gleichzeitig gemacht und konnte kaum ihre Liste bewältigen beziehungsweise gar nicht!

Das ist echt kein Witz, die Obrigkeit sitzen in ihren Büros in ihren teuren Schreibtischsesseln und dirigieren nur!

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Demo Free all Antifas, sowie weitere Infos und Aktionen um den 18.03 herum

Veröffentlich am 11.03.2025

Wir teilen hier den Aufruf für die kommende Demo in Berlin am 18.03 „Free all Antifas!“. Übrigens, ist neben Nanuk auch der Genosse Mehmet Karaca zurzeit in der JVA Moabit. Darüber hinaus, möchten wir euch auf andere Veranstaltungen hinweisen, welche nah am 18.3, dem Tag der politischen Gefangenen, sind. Kommt zahlreich, und hebt die Stimme und die Stifte. Solidarität ist unsere Waffe gegen deren Repression.


Free all Antifas! Free Nanuk!
Keine Auslieferung von Antifas nach Ungarn!

Heraus zum Tag der politischen Gefangenen

18. März 2025 | Berlin
19:00 Uhr | U-Bhf. Turmstraße (Moabit)

Infos: freenanuk.noblogs.org

Seit Ende 2024 sitzt der Berliner Antifaschist Nanuk, den in Berlin auch viele als KW-Thomas kennen, in Moabit hinter Gittern. Thomas wird vom Bundesgerichtshof (BGH) die Unterstützung einer „kriminellen Vereinigung“ in den Jahren 2018 bis 2020 vorgeworfen. Er ist damit Mitangeklagter des „Antifa-Ost-Komplexes“, eines der größten Repressionsverfahren gegen Antifaschist*innen der letzten Jahrzehnte. Was die Staatsmacht hier als kriminell deklariert, sind mehrere organisierte Angriffe auf militante Faschist*innen in Ostdeutschland, vor allem in Thüringen und Sachsen. Thomas wird in dem Zusammenhang ein Angriff auf die Fascho-Kneipe „Bulls Eye“ in Eisenach im Jahr 2019 vorgeworfen. Zudem wird gegen ihn ermittelt, weil in der Silvesternacht 2018/2019 in Leipzig eine Burschenschaft und die Außenstelle des BGH angegriffen wurden.

Faschos zurückdrängen

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100 Tage im Knast – Brief von Nanuk

Veröffentlich am 11.03.2025

Wir teilen hier einen Brief von Nanuk, der seine ersten 100 Tage im Knast beschreibt, sowie eine kurze Einleitung der Soligruppe. Solche Eindrücke und Schriften sind wichtig, damit wir uns alle besser mit der Repression auseinandersetzten können. An dieser Stelle möchten wir alle Genoss:innen dazu einladen praktische Solidarität mit Nanuk auszuüben. Ob in Form von Aktionen auf der Straße, Post, Spenden oder anderes. Zeigt dem Genossen und auch dem Knast und seine Schergen, dass er nicht alleine ist. Die ganzen Versuche ihn zu isolieren müssen scheitern und wir alle draußen dürfen nicht aufhören unsere Stimme und Stifte zu heben. Ihr findet hier mehr Infos dazu: https://freenanuk.noblogs.org/


Seit über 100 Tagen sitzt Nanuk in einer Einzelzelle in der JVA Moabit – Berlin.
Nanuk wurde am 21. Oktober 2024 in Berlin verhaftet, nachdem er über zwei Jahre lang für die Behörden nicht erreichbar war.

An Nanuks Fall lässt sich gut beobachten, wie das in sich geschlossene System „Knast“ einen Spielraum für Schikane und willkürlichem Handeln von Schließern, Beamt:innen und Generalbundesanwalt bietet.
Die hohen Sicherheitsbeschränkungen, die Nanuk auferlegt wurden und über die wir in den vorherigen Updates berichtet haben (https://freenanuk.noblogs.org/post/2024/12/21/gruesse-von-nanuk-aus-der-jva-moabit-neuigkeiten-zur-haftsituation-und-update/), werden seit Anfang Dezember 2024 in langsamen Schritten gelockert. Doch auch hier bleibt vieles der Willkür der Verwaltung und dem Willen der Schließer überlassen, die letztendlich darüber entscheiden, ob die genehmigte Beteiligung an Freizeitaktivitäten tatsächlich umgesetzt wird.

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15.03 Solidarität mit Daniela Klette – Auf nach Vechta

Veröffentlich am 11.03.2025

Wir teilen hier den Aufruf für die Kundgebung vom 15.03 von der Gruppe „Solidarität mit Daniela“. Es wird auch einen Bus von Berlin nach Vechta geben. Wo ihr die Tickets kaufen könnt und wann der Bus fährt, erfährt ihr auf der Seite 2. Wir rufen alle Genoss:innen dazu auf, sich den Protesten anzuschließen.


Solidarität mit Daniela Kundgebung am 15. März 2025 um 14 Uhr

In Vechta, Bürgermeister-Möller-Platz
Im Kontext zum Tag der politischen Gefangenen am 18. März rufen wir zu einer weiteren Solidaritätskundgebung vor dem Frauenknast in Vechta auf.
In den ersten Wochen war Daniela, nach ihrer Verhaftung am 26. Februar 2024 in Berlin, im Knast Vechta in Isolationshaft, sie hatte keinerlei Kontakt zu anderen Gefangenen. Es war Folter. Vor ihrem Zellenfenster war eine Metallblende angebracht, so dass sie kein Sonnenlicht und kein natürliches Tageslicht in ihrer Zelle hatte. Sie hatte frühmorgens allein Hofgang. Erst nach öffentlichen Solidaritätsaktionen wurden die Haftbedingungen von Daniela gelockert. Inzwischen hat sie Hofgang und Aufschluss unter der Woche für insgesamt 4 Stunden, aber aus Personalmangel sind es oft nur 3 Stunden. Daniela darf, wenn sie Hofgang und Aufschluss hat, nicht allein zur Toilette gehen. Seit einem halben Jahr kann Daniela keinen Sport mehr machen.

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Erste Eindrücke im Knast – von Andreas Krebs

Veröffentlich am 07.03.2025

Wir veröffentlichen hier ein paar Zeilen von Andreas Krebs, die vor allem die ersten Eindrücke im Knast beschreiben. Vor allem in Zeiten, wo erneut viele Menschen, auch für ihre politische Tätigkeit im Knast kommen, müssen wir uns als Bewegung mit der Thematik Knast und Repression mehr auseinandersetzten. Daher möchten wir uns an dieser Stelle bei Andreas für den Einblick bedanken und fordern alle Genoss:innen dazu auf, das Schreiben als solidarische Praxis Arbeit im Alltag nicht zu vergessen.


Ich hoffe dass ich mit den folgenden Ratschlägen dem ein oder anderem etwas die Angst nehme, der selbst noch nie Inhaftiert gewesen ist und welches Prozedere dieser in den ersten Stunden durchlaufen muss.

Die Ängste und Sorgen komplett zu nehmen, das geht nicht. Diese bleiben, und sie bleiben bis zum letzten Tag.

Ein Mensch, ob Frau oder Mann, der das erste mal durch die Polizei in eine Haftanstalt überstellt wird, egal aus welchen gründen auch immer, ob U-Haft, offene Geldstrafe oder eine bereits verurteilte Freiheitsentziehung, ist beim einfahren durch die Bullen komplett verstört, der Person kreisen tausende von Dingen durch den Kopf und noch schlimmer ist es, wenn derjenige seine Angehörigen noch nicht einmal verständigen konnte.

Der Betroffene wird der Bediensteten oder dem Bediensteten übergeben und man kommt erst einmal in einen Warteraum. Kein Betroffener brauch sich über diese wahnsinnige Angst schämen, den dass ist absolut normal und nachvollziehbar.

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Andreas Krebs über Rassismus und Abschiebungen im Knast

Veröffentlich am 16.02.2025

Wir veröffentlichen hier einen Beitrag, welchen Andreas Krebs verfasst hat. In diesem wird erneut die gefährliche und auch teilweise tödliche Schnittmenge von Knast und Rassismus deutlich.

Krebs Andreas
Seidelstraße 39
13507 Berlin

Berlin, den 08. Februar 2025

AKTUELLE MIGRATIONSPOLITIK UNSERER BUNDESREGIERUNG: AUSLÄNDERBEHÖRDEN VERBREITEN ANGST UND PANIK IN DEN JUSTIZVOLLZUGSANSTALTEN

Fast täglich wenden sich Inhaftierte an mich, die einen Migrationshintergrund haben und komplett aus der Bahn geworfen sind, weil sie Schreiben von der für sie jeweiligen zuständigen Ausländerbehörde und Staatsanwaltschaft bekamen, die nicht zu Unrecht Angst und Panik verbreiten. Durch die ganzen Hetzkampagnen in den Medien hauptsächlich gegen ausländische Mitbürger, wie etwa der Terrorakt im Magdeburg, oder aktuell in Aschaffenburg, werden nun alle ausländischen Bürger und auch diejenigen die in der Bundesrepublik Deutschland geboren sind, auf eine Stufe gestellt und sollen nun das Land schnellstmöglich verlassen.

Ich habe mit meinen eigenen Augen mehr als zehn Benachrichtigungen und Bescheide gelesen und war entsetzt, mit welchen Begründungen diese Menschen nun das Land verlassen sollen.

Bei jedem, der einen solchen Bescheid bekommen hat, stand: „Da sie mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten sind, wird beabsichtigt, sie aus der Bundesrepublik Deutschland auszuweisen bzw. abzuschieben.“ Ich erinnere mich an den Fall, als vor Monaten 28 Menschen aus Afghanistan zurück in ihr Heimatland abgeschoben wurden und zur Besänftigung und vielleicht um ihr eigenes Gewissen zu erleichtern, jeder 2000 Euro Handgeld bekam. Das in Afghanistan die Taliban herrscht, spielte hier keine Rolle.

Mein Letzter Fall, wo sich ein Inhaftierter an mich gewendet hat, ist Hussein. Er kam zu mir und ist total durch den Wind gewesen. Er ist 32 Jahre Jung, in Deutschland geboren, seine ganze Familie ist hier, er besuchte die Schule mit Abschluss, machte eine Ausbildung, aber hat keinen richtigen Ausweis und bei ihm ist vermerkt: „Staatenlos“. Er ist das erste Mal in Haft und sitzt wegen Beschaffungskriminalität, da er stark drogenabhängig gewesen ist. Um sich diese finanziell leisten zu können begann er Straftaten.

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In Germany we don’t say تَضامُن, we make Sprachverbote

Veröffentlich am 15.02.2025

Unsere Solidarität gegen ihren Rassismus

Am vergangenen Samstag, dem 08. Februar, wurde Repression in Berlin Mal wieder groß geschrieben: Auf einer Demonstration mit dem Titel „Stoppt die Aggression in West Bank! Keine Waffenlieferungen an Israel“ verbot die Polizei jegliche Parolen und Reden, die nicht auf Deutsch oder Englisch sind, sowie Trommeln. Begründet wurde dieses die Versammlungsfreiheit in einem absurden Maß einschränkende Vorgehen mit der mangelnden Möglichkeit Straftaten zu verfolgen. Denn jede:r Polizist:in hat ein Recht darauf, immer alles zu verstehen, was um sie herum gesprochen wird. Die Trommeln wurden – na klar! – untersagt, da sie zu laut seien. Denn eine Sprache die man sowie so nicht versteht, versteht man noch schlechter, wenn dazu getrommelt wird. Macht Sinn.

Und Macht ist auch das, was hier in Wahrheit unangetastet bleiben soll. Es geht um Kontrolle, um deutsches Wohlbefinden und um den durch offizielle Auflagenbescheide legalisierten institutionalisierten Rassismus in der Polizei. Denn mit „anderen Sprachen“ meint sie vermutlich hauptsächlich Arabisch. Diese Verallgemeinerung und der Bezug der hier aufgemacht wird – Arabisch gleich möglicherweise strafbar – triefen nur so vor rassistischen Vorurteilen und festigen diese gleichzeitig in der Öffentlichkeit. Menschen, die arabisch sprechen werden unter Generalverdacht gestellt.

Durchgesetzt wurde diese Regelung dann auch wie gewohnt mit Polizeigewalt, wie auf Videos der Versammlung in den sozialen Medien zu sehen ist.

Das ist nicht der erste Fall von solchen polizeilichen Auflagen, auch wenn diese Rechnung letztes Mal aufgrund internationalistischer Solidarität nicht aufging. Unter anderem im (ebenfalls Palästinasolidarischen) Camp vor dem deutschen Bundestag im April 2024, fanden diese schon einmal Anwendung. Das führte vor knapp einem Jahr dazu, dass Genossinnen des Irish Bloc Berlin auch nach dem Verlassen des Camps von der Polizei bis in ein Museum verfolgt wurden, weil sie auf gälisch sprachen. Auch hebräische Reden wurden zunächst verboten, bevor sie dann zumindest für eine Shabbat-Feier und ein Pessachfest geduldet wurden. Und auch vergangenen Samstag waren ein Lied auf arabisch und ein Redebeitrag auf hebräisch der Grund für die gewaltsame Auflösung der Demonstration durch die Polizei.

Zu einem generellen Verbot soll es laut der Berliner Polizei und Innensenatorin Iris Spranger zwar nicht kommen, trotzdem zeigt sich hier eine Tendenz: Pauschalisierung und Prävention. Bewegungen und Aktivistinnen sollen durch solche Maßnahmen eingeschüchtert, klein gehalten und bereits im Vorhinein von ihrem politischen Handeln abgehalten werden. Das zeigt sich sowohl bei den pauschalen Demonstrationsverboten rund um den „Nakba-Tag“ im Jahr 2022 und gegen den Krieg in Gaza im Oktober 2023 in Berlin, als auch in der tagelangen polizeilichen Belagerung des Kiezes rund um die Sonnenallee und den Hermannplatz oder eben solche Sprachverbote. Weitere Beispiele abseits der Solidaritätsbewegung mit Palästina sind zum Beispiel präventive Haftstrafen gegen Klimagerechtigkeitsaktivistinnen in Bayern oder politische Betätigungsverbote für kurdische Genossinnen.

Und auch Politikerinnen machen mit: Martin Matz z.B., innenpolitischer Sprecher der SPD- Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, befürwortete das Trommel- und Sprachverbot. Ebenfalls verteidigte er im November 2023 im Tagesspiegel die eben schon angesprochenen Demonstrationsverbote (laut Polizei übrigens 20 der 41 angemeldeten oder spontan durchgeführten Versammlungen) mit den Worten „Es finden genügend Versammlungen ja auch statt.“ Eine Haltung zur Versammlungsfreiheit, die tief blicken lässt: Offensichtlich sieht Matz alle palästina- solidarischen Versammlungen als monolithischen Block, ungeachtet der Teilnehmerinnen, Anmelderinnen oder thematischen Schwerpunkte. Und selbst wenn man dieser kruden Perspektive folgen würde, ist 50/50 keine gute Bilanz für die Versammlungsfreiheit. Als linke Bewegung müssen wir wachsam sein: Aus Erfahrung wissen wir, dass Überwachung und Repression oft genug zuerst Bewegungen treffen, die der Politik ein Dorn im Auge sind. Und wir wissen auch, dass sie normalisiert werden, besonders wenn sie unbeantwortet bleiben.

Auch hier gilt: Getroffen hat es wenige, gemeint sind wir alle. Wir als Rote Hilfe Berlin verurteilen diese präventive, pauschalisierende und rassistische Repression zutiefst!

Wir stehen an der Seite aller, welche aufgrund ihres Einsatzes für Frieden und Gerechtigkeit Polizeigewalt erfahren und wir sind solidarisch mit unseren Genossinnen – egal welche Sprache ihre Wut hat oder wie laut sie trommeln!

Updates zu Bahar von der Soligruppe

Veröffentlich am 11.02.2025

Wir teilen hier einen Text (en / de) von der Soligruppe über die Genossin Bahar. Ursprünglich ist der Text hier zu finden: https://kontrapolis.info/14960/


Updates zu unserer Genossin Bahar in U-Haft

Unsere Genossin Bahar saß seit 4 Monaten in Untersuchungshaft in der JVA Lichtenberg. Nach 4 Gerichtsterminen wurde sie am 5. Termin, dem 31. Januar 2025, zu 2 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Sie wurde der Brandstiftung für schuldig befunden, da sie versucht haben soll, ein Polizeiauto vor der US-Botschaft in Brand zu setzen und während einer Solidaritätsdemonstration mit dem palästinensischen und libanesischen Volk und dem Widerstand versucht haben soll, ein weiteres Polizeiauto in Brand zu setzen. Zusätzlich zu diesen Anklagen sah sie sich zahlreichen weiteren Anschuldigungen gegenüber, wie z.B. dem Angriff auf Cops und Sachbeschädigung vor der Iranischen Botschaft!

Nach der Urteilsverkündung am 31.01.25 wurde sie wenige Stunden nach Ende der Sitzung aus der JVA entlassen. Mit dem Urteil wurde ihr derzeitiger Haftbefehl aufgehoben. Bahar und ihr Anwalt haben gegen das Urteil Revision eingelegt. Bis zur Entscheidungs des BGH (das höhere Gericht) wird Bahar frei sein. Wenn wir weitere Updates haben, melden wir uns!

Während der fünf Gerichtstermine am 10.01.25, 17.01.25, 27.01.25, 29.01.25 und 31.01.25, als der Staat über ihr Schicksal entschied, wurde sie im Hochsicherheitstrakt des Gerichts festgehalten und musste in einem Glaskasten sitzen, isoliert von ihrem Anwalt und dem Rest des Saals. Wir verachten diese Taktik des Staates, sie als gefährliches Individuum hinzustellen, zutiefst. Die deutschen Medien unterstützten den Staat dabei, sie auf diese Weise zu schikanieren. Zeitungen wie die B.Z. nutzten ihren Hintergrund, um ein rassistisches und transphobes Narrativ aufzubauen.

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