Zusammenfassung und Redebeiträge der Demo in Gedenken an Ferhat Mayouf

Veröffentlich am 01.08.2023

Rede von (speech from) Kay Schedel

Kay du hast dazu beigetragen, Ferhats Todesumstände bekannt zu machen. Wir können ihm für seinen Widerstand nicht genug danken. Du hast dafür einiges an Repression im Knast einstecken müssen, hast dich aber nie gebeugt. Danke, dass du heute da bist, Kay!

Erstmal danke für die Einladung an alle. Zu der Zeit in der Ferhat Mayouf hier inhaftiert war, war ich hier auch. Das war im Haus Eins, der Teilanstalt Eins in der vierten Etage. Zur besagten Nacht stand man am Fenster und hat eine geraucht.

Dann haben andere Gefangene von Block zu Block geredet, dass man Brandgeruch wahrgenommen hat. Dann ging das auf einmal alles zügiger, man hat gesagt, da und dort brennt es. Da bin ich an die Tür gegangen und draußen war Hektik auf dem Flur. Und da sind dann schon einige Schlusen in die Richtung, in der das geschehen ist, also wo Ferhat Mayouf in seinem Haftraum war, vorbeigelaufen. Man hat dann an der Tür gelauscht, hat mehrere Rufe gehört und mehrere Wummern an seiner Tür. Ich hab mir dann gedacht, dass es mega scheiße ist, wenn man jetzt da drin ist.

Man kommt nicht raus und es brennt auf der Zelle. Dann ging das ganze auch weiter, es kam die Feuerwehr und man hat dann gehört, dass die Tür erstmalig geöffnet worden ist. Man hat dann gehört, wie die Feuerwehr den Raum, in dem Ferhat Mayouf war, gelöscht hat. Etwas später dann hat man sämtliche medizinische Geräte gehört, darunter einen Defibrillator und EKG. Also ich kenne die Geräusche weil ich ausgebildeter Rettungssanitäter bin. Und irgendwann war dann wieder alles ruhig.

Am nächsten Morgen war es das Gesprächsthema bei uns. Viele Mitinsassen kamen dann zu mir und haben mir erzählt, was sie gehört haben. Weil viele haben genau gegenüber von der Zelle ihren Haftraum gehabt. Und da sind dann so einige Sachen ans Licht gekommen, die mich dann stutzig gemacht haben.

Für mich war das klar, dass ich eine Verantwortung habe, das nach draußen an die Öffentlichkeit zu tragen. Ich musste auch viele Repressionen einstecken, darunter wurde bei minus zehn Grad die Heizung abgestellt, die Post kam nicht an, die Post wurde geöffnet, ich musste eine rechtswidrige Leibesvisitation über mich ergehen lassen. Das Land Berlin wurde dann verurteilt zu 1000 Euro Schmerzensgeld. Und seither kämpft man aktiv für die Aufklärung und dass es weiter voran geht und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Und dafür sind wir heute hier.


Kay you helped bring the circumstances of Ferhat’s death to light. We can’t thank him enough for his resistance. You took some repression in prison for it, but you never surrendered. Thanks for being here today, Kay!

First of all, thank you for inviting everyone. At the time when Ferhat Mayouf was imprisoned here, I was here too. That was in House One, Partial Detention Center One on the fourth floor. On the night in question, I was standing at the window smoking a cigarette.

Then other prisoners talked from unit to unit about the smell of burning. Then suddenly everything went more quickly, they said that there was a fire here and there. Then I went to the door and outside there was a lot of activity in the corridor. And then some guards passed by in the direction where it had happened, where Ferhat Mayouf was in his detention room. We listened at the door, heard several shouts and several whistles at his door. I then thought to myself that it’s mega shit when you’re in there now.

You can’t get out and it’s burning on the cell. Then the whole thing went on, the fire brigade came and then you heard that the door was opened for the first time. Then you heard how the fire brigade extinguished the fire in the room where Ferhat Mayouf was. A little later, you could hear all the medical equipment, including a defibrillator and ECG. I know the sounds because I am a trained paramedic. And at some point everything was quiet again.

The next morning it was the topic of conversation among us. Many inmates came to me and told me what they had heard. Because many of them had their detention room right across from the cell. And then some things came to light that made me wonder.

It was clear to me that I had a responsibility to bring this out to the public. I also had to put up with a lot of repression, including the heating being turned off at minus ten degrees, the mail not arriving, the mail being opened, I had to endure an illegal body search. The state of Berlin was then sentenced to 1000 euros in compensation for pain and suffering. And since then, we have been actively fighting for clarification and for things to move forward and for those responsible to be held accountable. And that is what we are here for today.

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