Andreas Krebs im Hungerstreik und Bericht einer Zellenrazzia

Veröffentlich am 01.02.2024

Seit dem 29.01.24 ist Andreas Krebs im Hungerstreik. Er kämpft damit gegen die Schikane der JVA Tegel und zeigt wieder mal, dass er die Repression nicht einfach so hinnimmt. Selbst das Buch, „Der Taifun/ Eine Autobiografie“, welches er selbst geschrieben hat, wird ihm nicht ausgehändigt mit der Begründung es würde seine eigene Wiedereingliederung gefährden.

Wir teilen hier seinen Brief an die JVA mit seinen Forderungen und Erklärung zum Hungerstreik, sowie einen abgetippten Bericht seiner Zellenrazzia vom 15.01.24 und ein neues kämpferisches Bild, welches wir von ihm erhalten haben.

Es ist immer wichtig Gefangenen Briefe und / oder Postkarten zu schreiben, um sie mit der Repression nicht alleine zu lassen. Vor allem jetzt sollten wir, die außerhalb der Knastmauern sind, zumindest ein paar solidarische Zeilen ihm zukommen lassen. Selbst wenn die Post während seines Hungerstreiks (oder noch länger) einbehalten werden sollte, so zeigt ihr auch dem Knast, dass Andreas nicht alleine ist.
Hier seine Adresse:
Andreas Krebs
JVA Tegel
Seidelstr. 39
13507 Berlin


Brief von Andreas Krebs an die Anstaltsleitung der JVA Tegel

Berlin, den 27.01.2024

An die Anstaltsleitung
JVA Tegel

Betreff: Unbeantwortete Anträge zum Erhalt der Zeitungen „Gefangenen Info“, „Rote Hilfe- Zeitung“ und Einbehaltung von unterlagen vom15.01.2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

mehrfach stellte ich einen Antrag zur Genehmigung der Zusendung und Aushändigung der Zeitung „Gefangenen Info“ und „ Rote Hilfe“. Bis Dato wurden mir die Zeitungen des Gefangenen Info einbehalten und meine gestellten Anträge unbeantwortet gelassen.

Am 15.01.2024 um 15.30 Uhr wurde eine Haftraumkontrolle bei mir durchgeführt und im Zuge dessen mehrere ältere Ausgaben des Gefangenen Info, welche ich bei meiner Ankunft in Tegel über die Hauskammer bekam und weitere Unterlagen, ohne ein Entnahmeprotokoll einbehalten. Jedoch bestand ich darauf, dass ich diese zurück möchte.

Am 22.01.2024 um 15 Uhr wurde mir ein gestellter Antrag mit der Bitte um Aushändigung des Buches „Der Taifun/ Eine Autobiografie“ abgelehnt, welches sich bei meiner Habe auf der Hauskammer befindet. Als Begründung es würde meine und anderer Gefangener Wiedereingliederung gefährden. Da ich es selbst geschrieben habe, kann es meine Wiedereingliederung sicher nicht gefährden, auch nicht die der anderen Inhaftierten, da es sich um den Vollzug aus der Vergangenheit handelt und ganz andere Bücher auf ihrem Index stehen müssten.

Nach Ankunft in der JVA Tegel wurden mir mehrere Dinge bei der Hauskammer einbehalten.
So z. B. ein Buch in Kopie mit ca. 100 Blatt „Zur Geschichte der RAF“, welches in jedem Buchladen zu kaufen gibt und mit ISBN Nummer versehen ist. Weiter wurden mir 2 Broschüren im A5 Format einbehalten, eine im Stil eines Comic auf italienischer Sprache und ein weiteres in der Einführung zur Geschichte der „RAF“.

Ich beantrage die Genehmigung und Aushändigung aller oben genannter Dinge. Der Antragsteller begibt sich ab dem 29.01.2024 bis zu einer poistiven Entscheidung in den Hungerstreik und wird im Zuge dessen diese Missstände u.a. einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.
Einen Verhandlungsspielraum wird es diesbezüglich nicht geben.

Gez.
Krebs, Andreas

Quelle: https://political-prisoners.net/andreas-krebs-ist-seit-dem-29-1-24-im-hungerstreik/25112/


Bericht der Zellenrazzia vom 15.01.24

Am Montag, den 15 Januar 2024 um 15:30 ging meine Haftraumtür auf und es standen zwei Beamten von der internen Sicherheit in meiner Zelle.
Was sie nicht wussten, ich erwartete schon ihren Besuch 🙂

Ein Beamter der eine Metallsonde in der Hand hatte, meinte dass sie meinen Haftraum durchsuchen müssen und sie das Handy möchten.
Ich antwortete, dass ich kein Handy habe und der Beamte meinte: Sie wissen warum wir hier sind?
Ich sagte nein.
Er wieder: Wir haben im Internet ein Foto von Ihnen gesehen.
Ich wieder: Schön das man so viel Zeit besitzt um wegen mir im Internet zu recherchieren.

Ich wurde von Kopf bis Fuß durchsucht und mit dem Metalldetektor abgescannt und anschließend in einem Gruppenraum gesperrt.
Hier wartete ich ca. 25 Minuten und dann kam der Wortführer der Beamten und hielt in der Hand einige Unterlagen, die ich sofort erkannte und meine gewesen sind.
Er sagte, dass man nichts gefunden hat und ich lächelte nur, so wie auch am Anfang als man in meine Zelle kam.

Ich sprach Ihn sofort auf die Unterlagen an, die ich wieder haben möchte, worauf er sagte, dass diese erst auf verfassungsfeindliche Dinge kontrollierten werden. Ein Entnahmeprotokoll, wie es eigentlich üblich ist bei der Entnahme von Dingen aus dem Haftraum, bekam ich nicht.

Ich antworte: man zweifelt ja ganz schön an meiner Intelligenz, wenn man glaubt, dass ich nach dem Foto und der Veröffentlichung auch noch ein Handy in meiner Zelle lasse.
Weiter sagte ich ihm das ich mit diesem Foto darauf aufmerksam machen möchte, weil man mir bis heute den Empfang und die Aushändigung der Gefangen Info schuldig bleibt und auch Anträgen diesbezüglich, sowie den Empfang der Roten Hilfe Zeitung nicht bearbeitet und eröffnet. Bei den Ausgaben auf dem Foto handelt es sich um Exemplare, die von meiner Habe hier in Tegel ausgehändigt bekam.

Der Beamte meinte dann nur noch: Falls ein Mitgefangener diese Foto von mir gemacht hat, wäre es nicht gut, wenn dieser illegale Dinge mit dem Handy macht und darauf ein Foto von mir finden würde. Das würde ein schlechtes Licht auf mich werfen.
Ich meinte: Wer sagt, dass es ein Mitgefangener gemacht hat 🙂

Ich trat auf dem Gang und meinte nur, dass ich nun nicht hoffe, dass meine Zelle unter aller sau aussieht.
Nein Herr Krebs, wir gingen behutsam mit alles um, sehen sie selbst. So war es auch und die beiden gingen ihres Weges.

Wie dumm man doch ist, zu glauben, dass ich nach dem anfertigen des Fotos, aus ihrer Sicht auch noch ein Handy in meiner Zelle lasse.
Ich habe jeden Tag auf sie gewartet.
Wahrscheinlich dachte sich das auch der Beamte, dass man nichts finden wird und er nur die die Anweisung von seinem Vorgesetztem, dem Chef der Sicherheit bekam.

Mittlerweile habe ich fünf Anträge abgegeben, mit der Androhung bei einer Ablehnung, dass ich um einen Rechtsmittelfähigen Bescheid bitte um dann weitere Schritte gegen sie einzuleiten.

Die Werden sich noch umsehen 🙂

[Abgetippter Bericht von Andreas Krebs]


Solidarische und kämpferische Grüße von Andreas