In letzter Zeit kommt es häufiger vor, dass Medien reges Interesse an Aktionen der Linken Szene zeigen. Immer wieder sollen dabei auch AktivistInnen zu Wort kommen und werden um Statements gebeten. Nicht wenige äußern sich dann auch völlig unvorbereitet und ohne jede Absprache und geben Informationen preis wodurch sie sich und andere in Gefahr bringen. Denn bedenke, dass die Interviews veröffentlicht werden und somit von jedermann einsehbar sind – auch von Polizei und Staatsanwaltschaft. Um gleich auf eine gängige Frage, welche hinterher häufig an uns herangetragen wird, zu antworten. Natürlich dürfen diese, von euch getroffenen Statements, hinterher verwendet
werden! Wir raten daher dringend von Interviews und Statements gegenüber den Medien ab – solange ihr euch nicht darauf vorbereitet habt.
Macht euch schon im Vorfeld einer Aktion Gedanken, wie ihr mit Medien umgehen wollt. Bedenkt bitte auch, dass Medien oft effekthaschend arbeiten. Da wird gerne auch mal nur ein Teilausschnitt des Interviews verwendet oder das ganze in einen ganz anderen Zusammenhang gestellt.
Achtet darauf das ihr nicht mit eurem Klarnamen in den Medien genannt werdet, sonst weiß jeder wer du bist und was du so denkst. Auch Fotos sollten tabu sein. Auch um Unwahrheiten solltet ihr einen Bogen machen. Medien recherchieren ihre Berichte und ihr schadet euch mehr als das es irgendwem nützt, wenn ihr euch eine tolle Story ausdenkt, die dann als Märchen enttarnt wird.
Wenn ihr euch gut überlegt habt ein Interview geben zu wollen klärt das mit euren FreundInnen und eurer Bezugsgrupe/Politgruppe ab. Fragt gegebenenfalls einen Anwalt ob das was ihr äußern wollt Konsequenzen nach sich ziehen kann, z. B. Unterlassungsklagen wegen falscher Behauptungen oder Schadensersatzforderungen. Auch ermittlungstechnisch solltet ihr ein zusätzliches Paar Augen auf das achten lassen was ihr veröffentlichen wollt. Ein Anwalt kann besser beurteilen welche Fallen es gibt und worauf man achten muss, als ein Laie das könnte.
Wenn ihr nach einer Aktion das Gefühl habt unbedingt Kontakt zu den Medien aufnehmen zu wollen, solltet ihr unbedingt erst eure FreudInnen/Bezugsgruppe/Politgruppe konsultieren und absprechen was ihr sagen wollt. Wenn ihr vor Ort die Möglichkeit habt sprecht einE AnwältIn an oder wendet euch an das Legal-Team oder Mitglieder der
Roten Hilfe e. V. die viele Demonstrationen und Aktionen begleiten.
Wir erleben leider immer wieder und in letzter Zeit immer häufiger, dass Menschen zu unserer Beratungsstunde kommen, wenn es schon zu spät ist. Wenn ihr bereits Aussagen gegenüber Medien gemacht habt und diese Veröffentlicht wurden kann man das gesagt nicht mehr zurücknehmen! Es liegt zudem nicht in eurer Hand zu beeinflussen was RichterInnen und StaatsanwältInnen sich aus eurem Statement zusammenreimen. Eventuell verstrickt ihr euch sogar in Widersprüche im Bezug auf euer Zeitungsinterview. Zuletzt legen euch die MediengestalterInnen Wörter, Intentionen oder Motivationen in den Mund, die ihr gar nicht so geäußert habt, die euch aber nachträglich nachgesagt werden. Später heißt es dann „Aber in ihrem Statement gegenüber der B.Z. haben sie sich doch wie folgt geäußert: ….“ – und dann belegt mal das das so nicht gemeint war.
Wer Statements gegenüber Medien abgibt, begibt sich auf das sprichwörtliche Glatteis. Am besten ist es erst gar keine Interviews zu geben. Ähnlich verhält es sich auch bei Statements in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und so weiter.