Rede von Death in Custody
Wir möchten den heutigen vierten Jahrestag des gewaltsamen Todes von Ferhat Mayouf in der JVA Moabit zum Anlass nehmen, um darauf aufmerksam zu machen, dass es immer wieder in deutschen Knästen brennt und Gefangene dabei elendig ums Leben kommen. Nicht nur Tod in Gewahrsam hat System, auch der Tod durch Zellenbrand hat System. In den wenigsten Fällen bekommt die Öffentlichkeit das mit.
Manche dieser Feuer werden von den Gefangenen selbst gelegt: aus Verzweiflung, als Reaktion auf die unmenschlichen Lebensbedingungen im Knast, aus dem man sich nicht lebend befreien kann. Als Folge von psychischen Erkrankungen, für die es im Knast keine ausreichende Versorgung gibt.
Wir können nicht hinter die Gefängnismauern gucken. Was dort passiert, ist der Kontrolle von außen überwiegend entzogen und so entsteht jede Menge Raum für die Vertuschung staatlicher Gewalt. Aber wir wissen, dass diese Namen und diese Todesfälle nur einen Bruchteil der tödlichen Zellenbrände in deutschen Knästen abbilden.
Dabei kann man sich kaum einen qualvolleren Tod vorstellen,
Im Folgenden nenne ich einige Namen von Gefangenen, die wir als Recherchegruppe Death in Custody in Erfahrung bringen konnten:
Wir denken an Farid S. und Mohamed B. aus Algerien, die am 26.05.1996 bei einem Zellenbrand in der JVA Kassel-Wehlheiden starben.
Wir gedenken Hasan Akdag, der am 01.06.1998 in der Vollzugsanstalt Lingen in Niedersachsen an einem Zellenbrand starb.
Wir gedenken Rachid S., der am 30.08.1999 bei einem Zellenbrand in der JVA Büren starb.
Wir gedenken Oury Jalloh, der am 07.01.2005 in Dessau bei einem Zellenbrand starb.
Wir gedenken Amed Ahmed, der am 29.09.2018 in Kleve in NRW an den Folgen eines Zellenbrandes starb.
Am 3. Juli 2024 kam es zu einem Zellenbrand der JVA Tegel.
Wir denken an einen Gefangenen, der in der Nacht zum 19. Juli 2024 an einem Zellenbrand der JVA Heidering in Brandenburg starb. In dieser JVA Heidering in Brandenburg hatte es nur wenige Tage zuvor, nämlich bereits am 12.07.2024 in einer Zelle gebrannt.
Wir denken auch an jene, die wir nicht dokumentiert haben.
Kein Vergeben, kein Vergessen.
Schluss mit der tödlichen Staatsgewalt!
(Seite 1): Zusammenfassung
(Seite 2): KOP Berlin
(Seite 3): Benjamin Düsberg
(Seite 4): Andreas Krebs
(Seite 5): Ihr Seid keine Sicherheit
(Seite 6): Thomas Meyer-Falk
(Seite 7): Free Mumia
(Seite 8): Death in Custody
