Rede von Andreas Krebs
Meine lieben Teilnehmer und liebe Teilnehmerinnen der jährlichen Kundgebung zu Ferhat Mayouf. Nun ist ein weiteres Jahr vergangen seit der letzten Kundgebung vor der Justiz Vollzugs Anstalt Berlin Moabit zum tragischen Tod von Ferhat und die grausamen Umstände die dazu geführt haben. Durch diese Kundgebung ist es sehr wichtig und notwendig, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass dieser geliebte Mensch nicht vergessen ist und wir aber auch nicht vergessen wer dafür verantwortlich ist. Bis heute bestreiten die Verantwortlichen jegliche Schuld. Niemand von diesem Regime gesteht verantwortungslos gehandelt zu haben oder zeigt nur ansatzweise sein Mitgefühl gegenüber den Angehörigen. Und darum wir vergessen nicht.
Seid laut vor den Mauern, wir vergessen nicht! Und zeigt ihnen die Zähne.
Lasst uns endlich wieder gemeinsam kämpfen gegen ständige Schikanen seitens des Systems. Das wir ihnen zeigen, dass auch wir Menschen sind, die sich eine vernünftige Lebensperspektive wünschen.
Und die man nicht wie einen Menschen dritter Klasse oder wie ein Tier behandeln kann, gleich welcher Nationalität!
Wir wollen nicht einfach nur von der Gesellschaft weggesperrt werden und uns selbst überlassen sein!
Wir werden von Menschen beurteilt. Menschen, die über uns entscheiden, so wie es u.a. hier in Tegel ist, die selbst kaum Lebenserfahrung haben und nicht das dreißigte Lebensjahr überschritten haben. Die mit uns im Monat gerade einmal ca. zwanzig Minuten sprechen und uns hauptsächlich nur vom Sehen kennen. Diese beurteilen uns als Gefahr für die Gesellschaft und möchten uns am liebsten nie mehr in Freiheit sehen, diese dürfen Schalten und Walten! Stationsbeamte, die die Scheiße ihrer Vorgesetzten und deren Entscheidungen ausbaden dürfen und nicht zu vergessen, die wie wir die Füße still halten müssen!
Ja, eine Lebensperspektive wünschen wir uns alle und nicht zusätzliche Angst. Gerade bei Inhaftierten mit anderer Herkunft, die vielleicht in ein für sie fremdes Land abgeschoben werden.
Ich spreche also hier auch im Namen der Gefangenen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, egal welche Hautfarbe oder Nationalität.
Die Zeit kann man leider nicht zurückdrehen, aber wir können in die Zukunft blicken. Gemeinsam neu durchstarten, ob drinnen oder draußen, zusammen halten, uns gegenseitig stützen und gegen dieses korrupte System kämpfen.
Nur gemeinsam sind wir stark!
In diesem Sinne grüße ich alle Inhaftierten, ob soziale oder politische Gefangene, egal wo auf dieser Welt und auch alle Menschen draußen, die sich mit Anti-Knast Projekten beschäftigen oder beschäftigt haben. Und nicht zu vergessen die Inhaftierten, die sich gerade jetzt in diesem Augenblick in strengster Isolationshaft befinden!
Euer Andreas Krebs
An dieser Stelle möchten wir alle dazu aufrufen, Andreas Krebs Briefe oder Postkarten zu schreiben. Selbst nur ein paar solidarische Zeilen, können Kraft geben die Repression besser auszuhalten und zu bekämpfen. Vergessen wir nicht die, die hinter Gitter sind.
Seine Adresse lautet:
Andreas Krebs
Justizvollzugsanstalt Tegel
Seidelstraße 39
13507 Berlin
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