Wir selbst haben schon seit längerer Zeit keine Neuigkeiten über Andreas Krebs veröffentlicht. Das letzte mal, war als er Ende Februar seinen Hungerstreik erneut aufnehmen musste. Diesen hat er dann am 10.03 abbrechen müssen. Sein Gesundheitszustand ist heute mehr als besorgniserregend und die Schikanen der Verantwortlichen der JVA Tegel hören nicht auf. Trotz alledem bleibt Andreas weiterhin kämpferisch. Positiv ist auf jedenfalls hervorzuheben, dass er nun endlich die vorletzte Gefangenen Info und die letzte Rote Hilfe Zeitung schon erhalten konnte. Ob die nächsten regelmäßig kommen, bleibt abzuwarten.
Wir veröffentlichen hier einen Bericht von mehreren Zellenrazzien vom 21.05. Ebenso möchten wir auf ein Interview aufmerksam machen, welches er mit Anarchist Black Cross Dresden gehalten hat und auch auf die erste Ausgabe vom Lichtblick von diesem Jahr, wo ein länger Artikel über Andreas veröffentlicht wurde.
Wir fordern alle Mitstreiter:innen und Genoss:innen dazu auf, Andreas zu schreiben und sei es auch nur ein paar solidarische Worte auf einer Postkarte. Selbst wenn diesen einbehalten werden sollten, zeigt ihr den verantwortlichen der JVA, das ihr ihn nicht vergessen habt. Andreas braucht auch nach dem Hungerstreik Unterstützung, damit wir von außerhalb der Knastmauern, ihm den Rücken stärken. Daher Stifte raus und ab zum Briefkasten.
Seine Adresse lautet:
Andreas Krebs
JVA Tegel
Seidelstr. 39
13507 Berlin
Bericht von Andreas
Am Dienstag, den 21.05.2024 ging ich morgens um 06:50 wie gewohnt zum Ausrücken in meine Arbeit in dem Gartenbereich, von wo ich gegen 09:00 zur Therapie wegen meiner Posttraumatischen Belastungsstörung ging. Gegen 10:00 kam ich zurück in die Arbeit, von wo ein Arbeitskollege mir sofort erzählte, das er erfahren hat, das man im Haus zwei, in welchem ich untergebracht bin, in meiner Zelle mehrere Beamten eine Haftkontrolle durchgeführt haben. Mehr Informationen hatte er leider nicht.
Gegen 12:15, wir machten alle früher Feierabend wegen Beamtenschulung, wurden wir zurück in unser Häusern gebracht. Dort begab ich mich in meinem Haftraum und stellte fest, dass alle Briefe und Notizbücher verstreut auf dem Tisch lagen. Jeder Brief wurde aus seinem Umschlag entfernt und offenbar gelesen. Ebenfalls war mein italienisches Fremdwörterbuch aufgeschlagen gewesen. Mit Sicherheit deswegen, weil ich auch italienische Briefe und Unterlagen habe, bzw. mir oft italienische Notizen mache, und die somit nachgeschlagen haben, was was bedeutet. Ich stellte nicht fest, das Etwas aus meinem Haftraum fehlte.
Gegen 15:00 wurde die Zelle aufgesperrt zum Mittag- und Abendessen holen. Ein Mitgefangener und enger Freund ist sofort zu mir gekommen und hat mich informiert, was passiert ist. In meinem Haftraum ist ein Beamter aus einem anderem Haus, ein Betriebsbeamter und eine Person in Zivil gewesen und haben die Kontrolle durchgeführt. Gleichzeitig habe ich erfahren, das auch bei meinem Freund und zwei Freunde aus dem Haus fünf, zu welchen ich nur beim Ein- und Ausrücken Kontakt habe, eine komplette Filzung der Hafträume stattfand. Bei einem Freund ging es so weit, dass Briefe, Adressen und Telefonnummern fotografiert wurden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das auch bei mir gemacht wurde ist so gut wie sicher, konnte aber leider nicht genau von meinen Mitgefangenen beobachtet werden, da die Schnüffler die Zellentür bei der Kontrolle schlossen. Nach Rücksprache mit den Jungs, wurde ganz schnell klar, das man es auf mich abgesehen hat und die Zellen, von Menschen die engen Kontakt mit mir haben, durchsucht.
Die Anordnung dieser Schnüffelei kam durch den internen Staatsschutz, welcher gerne mit dem VS arbeitet und in die Anstalt junge Vollzugsbeamte in dieser Richtung ausbildet. Einen Tag später bekam ich von meinem Stationsbeamten eine Anhaltsverfügung ausgehändigt.
Bestätigung über die Entnahme von Gegenständen
Am 21.05.2024 sind im Rahmen einer Haftraumkontrolle (§83 StVollzG Bln) bei dem Inhaftierten Krebs, Andreas, Buchnummer 407/23/2 folgende Gegenstände entnommen worden:
6 Sticker mit polarisierendem Aufdruck
1 Papierstück (ähnlich zu einem Pass-Dokument)
JVA Tegel Berlin, den 21.05.2024
Diese permanenten Schikanen gegen mich, aber auch gegen Menschen, welche Kontakt zu mir haben sind so einfach nicht mehr tragbar. Ich kann mich nur wage an die entnommene Gegenstände erinnern. So handelt es sich bei den Stickern um einen auf italienisch, wo ein Protest gegen Isolationshaft in Verbindung zu Alfredo Cospito geschrieben steht und zwei Sticker zur Schreibwerkstatt der schwarzen Raupe in Graz, Österreich. Bei dem sogenannten ähnlichen Pass-Dokument, handelt es sich um eine frei verkäufliche Postkarte mit einem lustigen Aufdruck, den ich versenden wollte. Daher kann ich nicht verstehen, was sich diese Menschen mit dieser Aktion einbilden oder ob sie glauben, einen tollen Fund bei mir oder Anderen gemacht zu haben.
Eine bodenlose Frechheit ist es Fotos anfertigen zu lassen, was ich bei mir leider nicht beweisen kann. Allerdings wissen wir Alle zu was sie im Stande sind, ob Legal oder Illegal. Wenn diese Schnüffler diese Zeilen zu lesen bekommen. Ich bin immer vorbereitet.
Hier im Knast ist es wirklich ein eigener kleiner Staat, andere Gesetzte, Regeln, einfach eine andere Welt. Sobald jemand von draußen durch das Tor hier rein kommt ist derjenige auf einem kompletten anderen Planeten. Schlimm sind aber vor allem die, welche ihre Machtpositionen ausnutzen und das den Gefangen spüren lassen. Genau solche Leute planen und führen solche Schikanen aus wie die Zellenrazzien. Aber es zeigt auch, dass sie sich fürchten und Angst haben.