Widerstand und Solidarität bleiben unsere Waffe gegen ihre Repression
Am 27.02. um 18 Uhr hat Andreas Krebs gegenüber Verantwortlichen der JVA Tegel, offiziell seinen Hungerstreik beendet. Was war passiert?
Nach anhaltender Schikane und Repression der JVA Tegel, trat der kämpferische Gefangene Andreas Krebs am 29.01.24 in den Hungerstreik. Damit setzte er sich zur Wehr, gegen die Versuche ihn zu isolieren, das Ignorieren vieler seiner Anträge, sowie gegen die nicht Aushändigung linker Publikationen – wie unter anderem die Gefangenen Info (GI), die Rote Hilfe Zeitung (RHZ) oder sein autobiographisches Buch „Der Taifun“.1
Auf seinen Protest machte er auf unterschiedliche Weise aufmerksam. Er veröffentliche einen Brief an die JVA2, er gab mehrere Interviews3, er ließ Grußworte ausrichten4 und es wurden auch Videos5 und Bilder von ihm veröffentlicht. Dies alles blieb außerhalb der Knastmauern nicht unbeantwortet. Es folgten mehrere solidarische Aktionen in den unterschiedlichsten Formen. Es gab eine Demo6, mehrere Solidaritätsbekundungen7, viele Veröffentlichungen und Weiterverbreitungen, Beschwerden gerichtet an die JVA und an andere Verantwortliche8. Hinzu kommt natürlich, dass auch innerhalb der Mauern viele Gefangene geschlossen hinter ihm und seinem Protest stehen. Denn wie immer kämpft Andreas nicht nur für sich, sondern für Alle.
Nachdem er in einem Gespräch am 07.02. von einigen Verantwortlichen mündlich gewisse Zusagen erhielt, ließ die Repression und Schikane nicht lange auf sich warten9. Ein Besuch seines Anwalts wurde verhindert, einen Antrag auf medizinische Versorgung wird seit Wochen ignoriert, ihm wurden Materialien zum Malen verweigert und Langzeitbesuche wurden ihm weiterhin verwehrt. Darüber hinaus gab es auch wieder eine Razzia, diesmal nicht nur in Andreas Zelle10. Trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustandes und der dortigen miserablen medizinischen Versorgung, hat er durchgehalten und nicht klein beigegeben.
Nach 30 Tagen Hungerstreik, hat Andreas schriftlich von der JVA mehrere Zugeständnisse erhalten. Er soll in Zukunft die Gefangen Info und die Rote Hilfe Zeitung erhalten. Er bekommt sein eigenes Buch, „der Taifun“ wieder, er darf Malutensilien erhalten und ihm wurde die Möglichkeit des Langzeitbesuchs bestätigt. Fünf kleine, aber wichtige Siege gegen die Repression des Knastsystems.
Nach dem Erhalt des Schreibens, hat Andreas gegenüber zwei Stationsbeamte und der dortigen Sozialarbeiterin, offiziell seinen Hungerstreik um 18 Uhr für beendet erklärt. Er machte jedoch deutlich, dass wenn die Zusagen nicht eingehalten werden, er wieder seinen Hungerstreik aufnehmen würde. Und machte auch klar, dass es dann noch mehr Widerstand geben würde.
Wir gratulieren Andreas Krebs und wünschen ihm eine gute Genesung.
Es wird sich auch erst in der Zukunft zeigen, wie schnell und ob überhaupt die Anträge von Andreas bearbeitet werden, welche Schikanen noch kommen mögen und auch wie sehr die Zeitungen von Zensur betroffen sein werden. Denn im positiven Bescheid für den Erhalt der Gefangenen Info und der Roten Hilfe Zeitung wird erläutert, dass es zu einer stichpunktartigen Zensur kommen kann, da viele Textinhalte feindlich gegenüber dem Staat und seiner Institutionen eingestellt seien.
Repression und Schikane sind keine zufälligen Produkte von Gefängnissen, sondern ein elementare Bestandteile. Damit wird einerseits eine Klassenjustiz aufrechterhalten – auf Kosten der Freiheit, Gesundheit und gar Leben von vielen und anderseits sollen progressive Bewegungen damit gebrochen werden.
Vor einigen Tagen wurde Daniela Klette, die als RAF-Mitglied gesucht wurde, festgenommen11. Sie sitzt nun im Knast und es ist davon auszugehen, dass sie komplett von der Außenwelt abgeschirmt und isoliert wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die JVA, Polizei und Justiz sämtliche rechtsstaatliche Standards während des Prozesses und der Inhaftierung außer Kraft setzten werden, um Reuebekundungen zu erpressen12. Es gibt viele weitere Genoss:innen, wie beispielsweise aus der türkischen und kurdischen Linken, der antifaschistischen Strömungen und / oder der Klimabewegung die in Gefängnisse gezerrt werden und Repression erfahren.
Umso wichtiger ist es, dass wir, die außerhalb der Mauern sind, nie die Leute, Mitstreiter:innen und Genoss:innen vergessen die in Knästen sitzen. Zeigen wir Ihnen, dass sie nicht alleine sind. Solidarität ist unsere Waffe und kann deren Widerstand auf unterschiedliche Weise bestärken.
Andreas hat seinen Hungerstreik erstmals beendet, doch nicht seinen Protest gegen die JVA Tegel und den allgemeinen Zuständen dort. Er bedankt sich bei allen Leuten, die ihn unterstützt haben und ihm während des Hungerstreiks den Rücken gestärkt haben.
Wie immer freut er sich über Post, und sei es nur über ein paar Grußworte.
Seine Adresse:
Andreas Krebs
JVA Tegel
Seidelstr. 39
13507 Berlin
1https://taz.de/Haftbedingungen-in-Berlin/!5991467/
2https://political-prisoners.net/andreas-krebs-ist-seit-dem-29-1-24-im-hungerstreik/25112/
3https://a-dresden.org/2024/02/02/gesprache-um-knast-andreas-krebs-im-hungerstreik/ // https://political-prisoners.net/4-podcasts-der-sendung-wie-viele-sind-hinter-gittern-die-wir-draussen-brauchen-ausgabe-februar/25526/ // https://www.nd-aktuell.de/artikel/1180041.gefaengnis-hungerstreik-in-der-jva-tegel-schikaniert-weil-linksradikal.html
4https://de.indymedia.org/node/340990
5https://kolektiva.media/c/andreaskrebsoli/videos
6https://de.indymedia.org/node/340147
7https://de.indymedia.org/node/340146
8https://de.indymedia.org/node/338650
9https://www.berlin.rote-hilfe.de/neuigkeiten-von-andreas-krebs-protests-gegen-die-jva-tegel/
10https://de.indymedia.org/node/340645
11 https://taz.de/Festnahme-von-Daniela-Klette/!5992289/
12https://rote-hilfe.de/news/bundesvorstand/1280-zur-verhaftung-von-daniela-klette