Redebeiträge und Zusammenfassung der Kundgebung „Gerechtigkeit für Nzoy“

Veröffentlich am 16.09.2022

Redebeitrag von Criminals for Freedom

Immer und immer wieder müssen wir weltweit von Ermordungen von BPoCs durch vor allem weiße Bullen, die Justiz und Knäste hören. Immer und immer wieder wird weltweit von Einzelfällen geredet, Aufklärung gibt es selten. Dahingegen ist die Justiz meistens sehr schnell darin, diese Fälle zu verharmlosen, sie entweder als Selbstmorde zu bezeichnen oder als angebliche Notwehr der Bullen und Justiz. Angehörige werden alleine gelassen und die rassistischen Mörder*innen ziehen jeden weiteren Tag im Jahr fröhlich ihre Uniform an.

Weltweit, bei jedem weiteren Mord, werden wir und die Angehörigen für dumm verkauft und die Getöteten durch dieses widerliche Nicht Verhalten seitens der Justiz verspottet.

Deswegen ist es auch so wichtig, wie heute hier in diesem Fall, klar zu sagen: am 30.August 2021 kam es in Zürich zu einem rassistischen Mord durch weiße Bullen, getroffen hat es den 27 jährigen schwarzen Nzoy.

Wir sind heute hier, weil wir den Kampf um Aufklärung und den Protest gegen die Verharmlosung des Mordes unterstützen, und auch an den Ermordeten Ferhat Mayouf erinnern wollen.
Ferhat kam aus Algerien, war 36 Jahre alt, Person of Color und saß im Untersuchungsknast in Moabit. Am 23.07.2020 brannte es in seiner Zelle. Er schrie mehrere Minuten immer wieder um Hilfe, doch die Wärter*innen öffneten seine Zellentür nicht. Ferhat verstarb kurz vor 0 Uhr – und heute spricht die Justiz von Suizid.

Aber auch in diesem angeblichen Einzelfall ist eindeutig: das war ein rassistischer Mord durch Wärter*innen im Knast Moabit! Der Rassismus, der sich durch unsere gesamte Gesellschaft, der Justiz und Politik zieht, zeigt sich leider immer wieder im Knast am deutlichsten. Durch die abgeschirmte staatliche Institution, durch die hohe Isolation der Gefangenen kann die Gewalt hier täglich fast unbehindert stattfinden. Menschen von draußen bekommen es ja selten mit, was da drin passiert. Dadurch kann die Autorität oft ungehindert und grenzenlos tun und lassen, was sie will. Dementsprechend ist Knast auch ein perfekter Ort, um Rassismus offenkundig auszuleben. Nicht selten endet ist in eiskalten Ermordungen.

Beginnen tun die Geschichten natürlich meistens viel viel früher. Ferhat zum Beispiel saß nur im Knast, weil er nicht weiß war und keine deutsche Staatsangehörigkeit hatte. Von Bullen bei der Festnahme so sehr verprügelt, dass er mit gebrochenen Rippen die Haft antreten musste, wurde er dort mit seinen Verletzungen allein gelassen. Immer wieder betonte er, dass er eine medizinische Versorgung braucht, immer wieder sagte er, dass es ihm auch seelisch nicht gut geht. Aber anstatt ihm psychologische Hilfe im Knast anzubieten, anstatt sich um seine gebrochenen Rippen zu kümmern, schlugen auch die Wärter*innen mehrmals während seiner Haftzeit auf ihn ein.
Ferhat saß nur einem Monat im Knast. Im Juni inhaftiert, im Juli ermordet.

Heute kämpfen die Angehörigen, ebenso wie die Angehörigen von Nzoy um Aufklärung. Sie wissen, dass Ferhat sich nicht, wie es die Justiz gerne darstellt, selbst ermordet hat. Sie wissen, dass es sich um einen rassistischen Mord durch den Knast handelt.

Wir stehen Seite an Seite mit den Angehörigen von Ferhat, von Nzoy und mit allen weiteren, welche ihre Liebsten, Freunde und Familie durch Bullen, Justiz und Knäste verlieren mussten. Und wir stehen Seite an Seite mit all denjenigen, die sich ebenfalls den Kampf um Gerechtigkeit anschließen – sei es durch juristische Aufarbeitung, Protest auf der Straße wie heute hier oder Öffentlichkeitsarbeit. Lasst uns zusammen laut und wütend sein, lasst uns klar benennen, um was es geht! Nzoy und Ferhat wurden ermordet, weil sie nicht weiß waren! Und wir, die hier heute stehen, nehmen solche rassistischen Morde nicht einfach so hin!
Ferhat und Nzoy das war Mord, Widerstand an jedem Ort!

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