Redebeiträge und Zusammenfassung der Ferhat Mayouf Kundgebung

Veröffentlich am 01.08.2022

Redebeitrag von Criminals for Freedom

Wir freuen uns sehr, dass sich heute Menschen und Gruppen gefunden haben, welche Ferhat Mayouf an seinem Todestag gedenken wollen. Wir haben in der Vergangenheit viel über die Umstände, unter denen er sterben musste, berichtet – unsere Infos hatten wir immer von den Gefangenen, welche zum Zeitpunkt des Mordes auch in Moabit sitzen mussten.

Vor allem der Gefangene Kay, welcher damals auf demselben Trakt inhaftiert war wie Ferhat Mayouf, tat und tut alles was er kann, um diesen rassistischen Mord nicht zu verschweigen! Dafür kassierte er unglaublich viel Repression – von Leibesvisitationen über Zellenrazzien, geklauten privaten Sachen aus seiner Zelle bis hin zu Strafverfahren, welche gegen ihn eingeleitet worden sind…. Der Knast ließ sich eine Menge einfallen, um Kay das Leben da drinnen sehr ungemütlich zu machen. Aber er ließ sich nicht brechen, im Gegenteil. Noch heute spricht er über den Mord, so wie auch heute hier! Noch heute lässt er er sich nicht von der Justiz einschüchtern. Wir haben sehr sehr großen Respekt davor, wenn Menschen offensiv bleiben, sich ihre Stimme nicht nehmen lassen und Abscheulichkeiten wie diesen Mord benennen – obwohl sie selbst, wenn man so will, nichts davon haben, außer noch mehr Gewalt einstecken zu müssen. Deswegen vor allem an Kay ein riesengroßes Danke für deinen Mut, deine Entschlossenheit, deinen Kampfgeist! Wir sind im Herzen jedes Mal, wenn du darüber gesprochen hast, wenn du dich gegen den Knast wehrtest, bei dir gewesen und sind es auch heute noch. Und wir wollen auch alle Gefangenen, welche da drinnen immer noch verharren müssen grüßen. Ihr seit nicht allein, wir sind an eurer Seite und denken an euch!

Den heutigen Tag wollen wir auch zum Anlass nehmen, allen Ermordeten durch Knäste zu gedenken, denn Ferhat Mayouf ist leider kein Einzelfall.

Morde wie diese sind das Resultat eines rassistischen Staates, der seine Gewalt und Autorität auf der Straße, in den Gerichten, in Knästen und Abschiebeknästen zeigt. Deshalb sind rassistische Polizeikontrollen und Festnahmen, Inhaftierungen, Abschiebungen, Misshandlungen und Morde keine tragischen Phänomene, welche durch eine humanere Politik oder Justiz verhindert werden können. Das Staatskonstrukt an und für sich hat eine faschistische Tradition, Herrschaft soll mit allen Mitteln stetig verteidigt werden – so auch mit Repression.

Diese ist dabei sehr viel größer, als das, was Aktivist*innen zum Beispiel auf Demonstrationen erleben. Repression ist die permanente staatliche Gewalt, welche viele Menschen im Alltag erfahren müssen. Herrschenden Normen, die immer kapitalistische, patriarchale und rassistische Komponenten tragen, sollen aufgezwungen werden.

Ferhat Mayouf zum Beispiel saß nur in Moabit, weil er keine deutsche Staatsangehörigkeit hatte und nicht weiß war. Festgenommen wurde er mithilfe eines Diebstahlvorwurfes, aber wir alle wissen: keine weiße Person, die deutsche Papiere hat, würde jemals wegen Diebstahl in U-Haft landen! Die Norm, die hier durchgesetzt werden sollte ist mehr als eindeutig: klaue nicht und, ach ja, sei doch bitte auch weiß und deutsch.

Und wenn du es eben nicht bist, und dich den kapitalistischen Regeln widersetzt, dann erfährst du staatliche Gewalt, um dir den Kapitalismus und die weiße Vormachstellung innerhalb der Gesellschaft nochmal vor Augen zu führen – du landest im Knast.

Durch Isolation, Abschottung von der Außenwelt und Ausbeutung sollen Menschen gebrochen und der Autorität gegenüber handzahm gemacht werden. Die Ausgrenzung aus der Gesellschaft ist vollkommen, wenn Gefangene einfach ermordet werden.

Jeden Tag sterben Menschen hinter Gittern – weil, egal wo auf der Welt, Knäste überall morden. Knäste sind in ihrer gesamten Funktion darauf ausgelegt, Menschen zu erniedrigen, zu foltern, sie mundtot zu machen, zum schweigen zu bringen, sie zu unterdrücken.

Menschen sterben hinter Gittern, weil die Gewalt, welche hinter den Mauern verübt wird, viel zu groß ist, um dafür angemessene Worte zu finden.

Aber Worte für unseren Widerstand dagegen sollten wir haben – und sie am besten laut und wütend ausdrücken. Zeigt heute hier, was wir davon halten, wenn sie Menschen töten. Zeigt ihnen, was wir von ihrem Rassismus und ihrer Repression halten!

Ferhat Mayouf das war Mord,

Widerstand an jedem Ort.


Übersicht
Criminals for Freedom (S.2)
Kay Schedel (S.3)
Women in Exile en francais und in deutsch (S.4)
Redebeitag vom Recherche Team Death in Custody (S.5)
Beiträge der Moderation zu Marcel, Hussam Fadl und Beate F. (S.6)
Redebeitrag von Ihr seid keine Sicherheit (S.7)
Redebeitrag der Roten Hilfe Berlin (S.8)
Redebeitrag von Free Mumia Berlin (S.9)
Aufruf für die Kundgebung „Gerechtigkeit für Nzoy!“ (S.10)

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