Selbstorganisierung und politische Kämpfe haben überall auf der Welt eines gemeinsam: sobald sie stark und erfolgreich werden, begegnen ihnen die Herrschenden mit Repression Dabei ist es oft unerheblich, ob Menschen sich gegen rassististische und sexistische Diskriminierung, zerstörte ökologische Grundlagen, hohe Mieten, Verdrängung oder Krieg wehren, denn Regierungen sind vor allem eines: Garanten der Ausbeutung von vielen und Profit für wenige.
Völlig unterschiedliche Härtegrade der Repression gibt es z.B. in Europa und den Americas. Auffällig dabei ist aber eine technologische sowie diskursive Vorreiter*innenrolle in den USA. Nach einer Geschichte von brutalem Kolonialismus, Massenmord an der indigenen Bevölkerung und 300-jähriger Sklaverei scheint es für viele auch 2020 kein Widerspruch zu sein, sich als das „Land der Freien“ zu begreifen und gleichzeitig die meisten Menschen einzusperren. 2,14 Millionen Gefangene, überwiegend People of Color werden in der modernen Variante der Sklaverei an die Fliessbänder gezwungen. Weitere knapp 5 Millionen ehemaliger Gefangener leben ohne Grundrechte in einer Gesellschaft, die für manche Demokratie und Selbstentfaltung, für die viele andere Angst und Armut bedeutet.
Dieses wirtschaftliche Erfolgsmodell ist auch in Europa nicht unbeobachtet geblieben. In UK, Spanien, Italien, Belgien, Polen und auch in Deutschland wurden Facetten der modernen Sklaverei bereits übernommen, mit unterschiedlichem Erfolg. Klar ist, dass es zur Entrechtung und Akzeptanz unterschiedlicher Menschen- und Bürgerinnenrechte vieler Ebenen bedarf. Autoritäre Strafdiskurse, herbeifabulierte ökonomische Sachzwänge, „mehr“ Polizei, „überlastete Sozial- und Justizsysteme“ sowie knallharte Profitinteressen sind der Mix, der für die einen ein Leben als Konsumentin und für die anderen den Verlust der Freiheit bedeutet.
In den USA ist das jedoch nie hingenommen worden. Seit dem ersten Massaker an Indigenen und dem ersten Tag, als Menschen aus Afrika verschleppt wurden, haben sie sich gewehrt. Derzeit gibt es nicht nur eine lange Geschichte der staatlichen Repression sondern auch eine vielfältige Geschichte des Widerstands, die uns in der momentanen Phase von Polizeigesetznovellen, der schleichenden Privatisierung des Strafvollzugs und der rassistischen Spaltung durch AfD, CDU/CSU, SPD, Grüne etc. helfen kann, Widerstand zu entwickeln.
Im März 2020 wird Johanna Fernandez aus den USA eine Rundreise durch Deutschland machen. Sie ist anti-koloniale Autorin, Educator und Unterstützerin des seit 1981 (!) gefangenen Journalisten und ehemaligen Black Panther Mumia Abu-Jamal. Nachdem es inzwischen bereits drei Generationen von linken Aktivist*innen gibt, die zuerst die Hinrichtung Mumias verhindern und später sein Überleben im Gefängnis sicherten, besteht nun eine realistische Chance, dass er in einem Revisionsverfahren frei kommen kann. Da es bei dem Kampf um Mumias Leben und Freiheit immer um alle ging, , wäre seine Freilassung ein großer Erfolg für alle in den USA, die sich für eine befreite Gesellschaft einsetzen. Johanna wird darüber am 19. März 2020 in Berlin berichten und Fragen aufwerfen, was hier möglich ist, um diese Kämpfe zu unterstützen.
Wir haben zur Einstimmung auf diese Veranstaltung eine Reihe von themenbezogenen Veranstaltungen zusammengestellt, zu denen wir dich einladen möchten:
Sa. 1. Februar 2020 – Berlin – Entsichern-Kongress, SfE Mehringhof
u.a. mit einer Podiumsdiskussion über rassistische Polizeigewalt – dabei auch über Justiz und Gefängnisindustrie in den USA
Entsichern-Kongress, Schule für Erwachsenenbildung (SfE), Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin (U6/7- Mehringdamm)
Fr. 14. Februar 2020 – Berlin – KuBiZ Weißensee Offener Raum Weißensee – 20:00 Uhr
NEA Tresen: Film „Free Angela Davis and all Political Prisoners“ über Feministin und Black-Power-Aktivistin Angela Davis mit kurzen Inputs zum bevorstehenden Frauenstreik vom Frauenstreikkomitee Berlin und zu Rassismus im US-Justizsystem, Gefängniskritik und Aktuelles zu Mumia Abu-Jamal und das neue Revisionsverfahren im Black History Month von Free Mumia Berlin.
KuBiZ Weißensee, Offener Raum – Bernkastelerstr. 78 – 13088 Berlin-Weißensee – Haltestelle Betriebshof Weissensee – Tram M4 / Bus 255 / Bus 158
So. 16. Februar 2020 – Berlin – Nacho Movie Night in der B53/55 – 19.00 Uhr
Film: „Justice on Trial“ (Johanna Fernandez, USA 2010, dt. Untertitel) über Mumia Abu-Jamal mit anschliessenden Updates zu neuen Entwicklungen in seinem Fall
B53/55, Braunschweigerstr. 53/55, Berlin-Neukölln (S+U7-Neukölln)
Fr., 21. Februar 2020 – Berlin – Kiezhaus Agnes Reinhold – 19:00 Uhr
„Black Power!“ Afroamerikanische Selbstorganisierung seit den 1960ern – Input von Free Mumia Berlin und Filmausschnitte
Kiezhaus Agnes Reinhold, Afrikanische Straße 74, 13351 Berlin-Wedding (U6-Seestr.)
Fr. 28. Februar 2020 – Berlin – Schloss 19 – 20:00 Uhr
Antifa Westberlin – Tresen: Die moderne Form der Sklaverei als Gefängnisindustrie in den USA – Input von Free Mumia Berlin
Schloss 19, Schloßstraße 19, 14059 Berlin-Charlottenburg, U2-Sophie-Charlotte-Platz
Do. 19. März 2020 – Berlin, Schule für Erwachsenenbild (SfE) – 19:00 Uhr
Johanna Fernandez, Sprecherin von Mumia Abu-Jamals Verteidigung und US-Aktivistin der Free Mumia Bewegung über Mumia Abu-Jamals aktuelles Verfahren und die Möglichkeiten, ihn zu befreien
Schule für Erwachsenenbild (SfE), Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin-Kreuzberg (U6/7-Mehringdamm)